1993

Alles begann im Herbst 1993 bei dem Stadtteilprojekt "lass 1000 Steine rollen" in Hamburg-Barmbek. Hier wurde jungen Musikern die Möglichkeit geboten, gegen wenig Geld einen voll ausgestatteten Übungsraum für ein paar Stunden pro Woche zu mieten. Schnell hatten wir eine lustige Truppe zusammen und nannten uns DAM. DAM waren Ian „el supremo“ Kaven (Gitarre), Stefan „el hombre“ Froschauer (Bass), Dirk Wessely (Schlagzeug) und Sven „Yo!“ Josewski (Gesang). Wie alle Anfänger versuchten wir uns zuerst an Liedern unserer Helden Metallica oder Joe Jackson. Den ersten Auftritt bestritten wir mit sage und schreibe zwei eigenen Stücken und einem guten Dutzend Covern. Da die meisten von uns Madness und The Busters Fans waren, präsentierten wir Lieder wie "Geiler is' schon" von Westernhagen dem Original zum Trotz gnadenlos als Ska. Irgendwann merkten wir aber, dass eigene Stücke einfach mehr kickten (uns jedenfalls) und begannen intensiv Songs zu schreiben. Eine große Hilfe in dieser ersten Zeit war Tom von den "1000 Steinen", der uns mit seinem Bandtraining sehr viel beigebracht hat. Er verriet uns Geheimnisse wie: "Man muss nicht alle Ideen, die man so hat, in einem Song unterbringen" oder "spiele lieber einfache Sachen überzeugend, statt komplizierte Riffs verkrampft". Außerdem sahen wir ein, dass drei tolle Melodien gleichzeitig nicht so schön klingen wie nacheinander. Dirk wollte unsere durch Tom geweckte Liebe zu harten Schlagzeugbeats einfach nicht teilen und kündigte fristlos.

Wir standen das erste Mal - und es sollte nicht das letzte Mal sein - ohne Schlagzeuger da. Eine neue Schlagzeugerin und ein neuer Bandname wurden gefunden. Aus DAM wurde INDEX und aus Dirk wurde Ulli. Ulli merkte aber schnell, dass sie auf INDEX eigentlich keine Lust hatte, und wir merkten noch schneller, dass sie einfach nicht hart genug spielen konnte. Und so verabschiedete Ulli sich nach ein paar Monaten in aller Stille. Wieder machten wir uns im Frühjahr 1995 auf die Suche nach einem Schlagzeuger und hatten großes Glück. Der neue Herr der Kessel hieß Michael Reiter, kam aus Dänemark und blieb uns ein Jahr lang treu, dann zog es ihn wieder in die dänische Heimat. Im Herzen von CHOKE wird er für immer seinen festen Platz haben. Hier hätte die Geschichte fast ein jähes Ende gefunden. Michael war im schönen Kopenhagen, Sven verließ die Lust an der Band und Stefan und Ian fielen ein halbes Jahr lang in einen musikalischen Winterschlaf. Glücklicherweise wurde Ian durch eine Anzeige im Oxmox geweckt: "Nette Jungs zum Musik machen gesucht!", stand da. Dahinter verbarg sich die Schlagzeugerin Tina. Ian rüttelte nun Stefan wach, und es wurde als Trio getüftelt und probiert. Was uns nun fehlte war ein neuer Name und auch ein Sänger. Die Suche nach der Stimme war ja etwas völlig Neues für uns, jedoch deutlich lustiger als einen Schlagzeuger zu finden. Auch wenn wir manchmal Tränen lachen mussten, hat uns der Mut der Interessierten immer sehr beeindruckt. Im Dezember 1996 überredete Stefan schließlich Sven "Lady Madonna" Pfarr, mit dem er im pflanzenphysiologischem Praktikum saß, sein Können am Mikrofon zu beweisen. Sven, der bisher nur Beatlessongs und auf Englisch gesungen hatte, passte so gut in die Band (beziehungsweise die Band passte so gut zu ihm), dass er von der englischen zu seiner Muttersprache missioniert wurde. CHOKE war geboren.

CHOKE spielten ein gutes Jahr lang zusammen bis Tina aus "persönlichen und musikalischen" Gründen die Band verließ. Sven kam jetzt auch in den Genuss der Schlagzeugersuche, die Ian und Stefan schon kannten und hassten. Als wir es fast schon aufgeben wollten, tauchte Sascha aka "Dubi" auf und wurde im Frühling des Jahres 1998 neuer CHOKE Drummer. Besonders gefiel uns, dass Dubi so hart trommeln konnte, dass er gleich bei der ersten Probe eine Fußmaschine zerstörte. So schnell wie er erschien, verschwand Dubi nach einem guten Jahr auch wieder, allerdings ohne seine Trommeln mitzunehmen. Irgendwann wollte er sein Schlagzeug aber doch zurück, so dass wir plötzlich weder über ein Instrument verfügten, noch über jemanden, der darauf rumhämmern konnte. In der Zwischenzeit überbrachte uns Ian auch noch die schrecklich schöne Nachricht, dass er ein Studienjahr in Frankreich verbringen wollte, sodass CHOKE seinen vorletzten Banddino verlor.

Stefan war jetzt sozusagen der HSV der Band. Die Situation war verzwickt, da nun zwei Musiker gleichzeitig gesucht werden mussten. Neben einem Schlagzeuger, das war ja nun nichts mehr Neues, auch noch ein Gitarrist. Machen wir es kurz: Die Suche war wieder mal nervig und lang, aber irgendwann hatten wir eine gute Woche und fanden beide innerhalb von 7 Tagen. Zwischen Winter 1999 und Frühling 2002 gehörten zum CHOKE Ensemble: Oliver Breitfeld (Gitarre), Stefan Froschauer (Bass), Sven Pfarr (Gesang) und Roman Vehlken (Schlagzeug). In dieser tollen Besetzung spielten wir viele schöne Konzerte, eröffneten unsere Internet-Seite und erreichten im Sommer 2001 das Finale des Emergenza-Wettbewerbs in der legendären Großen Freiheit 36 auf St. Pauli.

Doch die Geschichte ging weiter. Roman und Oliver wollten andere musikalische Wege beschreiten, die sich mit CHOKE nicht realisieren ließen. Und so kam es, wie es kommen musste: Mal wieder war die Musikerjagd eröffnet. Inzwischen war Ian aus dem schönen Süden Frankreichs zurück ins kalte Hamburg gekommen und witterte seine Chance. Schnell hatte man sich wieder lieb und es herrschte Einigkeit, dass - Traditionen soll man pflegen - ein Drummer gesucht und gefunden werden musste. In den 12 Jahren unserer Bandgeschichte haben wir sicher mit über 50 Schlagzeugern gespielt, mit den meisten von ihnen nicht mal für die Dauer eines ganzen Songs. Auch diesmal kamen und gingen viele, bis Gerald "Wumms!" Sander eines schönen Tages im Sommer 2002 den Übungsraum betrat und blieb.

Zusätzlich sollte CHOKE nun endlich durch ein Keyboard bereichert werden, um noch mehr Melodie ins Spiel zu bringen. Nur ein Mann kam für diesen dreckigen Job in Frage: Sven "Yo!" Josewski. Mit großer Motivation spielten wir in dieser neuen Besetzung viele Konzerte und nahmen im Oktober 2002 unter der Regie von Sascha "Ick tu’ schneidern" Restor eine neue CD auf.

Aber auch Gerald, der uns mit seinem Talent am Schlagzeug so oft begeisterte, hielt dem "Tourstress" und den Belastungen des Bandalltags nicht lange stand und verkündete im April 2003 seinen Ausstieg. Zu unserem Glück half er noch lange, die schlagzeugerlose Zeit zu überbrücken. Bei 1001 Konzerten, darunter eine unvergessliche Sommernacht in Strausberg und ein Konzert im Vorprogramm unserer Helden The Busters in der Hamburger Fabrik, konnten wir uns immer auf seinen präzisen Wumms verlassen.

Tja, was soll man sagen ... wieder machten wir uns auf Suche, wieder war die Suche zu lang und wieder gingen einige, die besser gar nicht erst gekommen wären. Ein Déjà-vu-Erlebnis, das nicht enden will. Glücklicherweise gelang es uns durch eine List im April 2004 Katharina "Black No.1" Gehrkens zu uns in den Übungsraum zu locken. Eigentlich wollte sie Metal, stattdessen bekam sie CHOKE. Seitdem drückt sie uns mit ihrem harten Spiel ein ums andere Mal aus den Birckenstock-Sandalen

Doch das Bandleben kann auch hart sein. Unser Freund und Keyboarder Sven „Yo!“ schaffte es einfach nicht mehr Beruf und Band in einem ausgewogenen Verhältnis zu halten und beantragte den musikalischen Vorruhestand. Der heutige Sound von Choke wurde ganz wesentlich von Gerald und Sven „Yo!“ geprägt und jedes Mal, wenn wir eines unserer Lieder spielen, spüren wir förmlich den musikalischen Geist der beiden.

Aber es muss weitergehen und es gibt noch junge, aufstrebende und hungrige Musiker in dieser Stadt. Philippe „sic!“ Henry konnte schon in der ersten gemeinsamen Probe im Dezember 2004 klar machen, dass er es drauf hat. Allerdings stellten wir trotz der musikalischen Freude fest, dass es doch nicht so ganz mit uns passen wollte. Trotzdem spielten wir noch lange zusammen, denn während wir Ersatz suchten, wollten wir weiter Konzerte spielen. Dass Philippe immer wieder bereit war zu helfen, hat ihn zum Mitglied der Ehrenlegion im Staate CHOKE gemacht. Merci!

Das Universum ist, das weiß jedes Kind, ein großes Wunder beziehungsweise ein Zufall sondergleichen. Daher wundert es nicht, dass ein Zufall ähnlicher Natur diesen großartigen jungen Mann Namens Heiko "la cocina" Südholt in unsere warmen Arme geführt hat. Mit ihm ging ein alter Traum der Menschheit in Erfüllung: CHOKE mit Saxophon.

Und so war es und so ist es. Bei uns kann jeder mitmachen, der Spaß an diesem einen Groove hat, der die Köpfe nicken und die Hüften wippen lässt.